Multiple Sklerose© Henrie - FotoliaSymptome bei Multiple Sklerose

Wenngleich es drei wichtige Symptome gibt, die die Multiple Sklerose Erkrankung kennzeichnen, können auch andere Anzeichen zur Diagnose führen. Gefühlsstörungen, Beeinträchtigung im Sehvermögen und Muskellähmungen treten häufig im Frühstadium auf, müssen jedoch nicht das Krankheitsbild bestimmen. Die Symptome und der Verlauf können von Patient zu Patient stark variieren.

Frühsymptome

Empfindungsstörungen

Am häufigsten werden als erstes Symptom plötzliche Empfindungsstörungen angegeben, ohne Beeinträchtigung des sonstigen Wohlbefindens. Das ist bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen der Fall. Der erste Hinweis auf die Erkrankung sind Missempfindungen, die in den Fingerspitzen oder den Füßen verspürt werden und sich bis in die Arme bzw. Beine ausbreiten. Es kann sich hierbei um ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl handeln. Andere verspüren ein Spannungsgefühl in den Gelenken, Schmerzen oder Einschränkungen bei der Temperaturwahrnehmung. Nicht selten berichten die Betroffenen von einem unvermittelt auftretenden Schlag längs der Wirbelsäule, wenn der Kopf nach vorn gebeugt wird, dem sogenannten Nackenbeugezeichen.

Sehstörungen – das Uhthoff-Phänomen

Mann hät Hand vor Auge © Robert Kneschke - FotoliaNahezu drei Viertel der Betroffenen beschreiben Augen-Phänomene, wenngleich sie sich in der Ausprägung unterscheiden können. Verursacht werden sie durch eine Entzündung des Sehnervs, eine Optikusneuritis, dem am zweithäufigsten auftretenden Anzeichen einer Multiplen Sklerose. Wenn die Entzündung zurückgeht, klingen diese Symptome nach wenigen Wochen wieder ab. Lähmungen der Augenmuskulatur zeigen sich als Doppelbilder.

Zirka 20 Prozent der an MS Erkrankten, meist junge Patienten, sind von Sehstörungen und Augenschmerzen betroffen. Anhaltende Schmerzen, besonders, wenn die Augen bewegt werden, werden zuerst wahrgenommen. Die Sehfähigkeit auf einem Auge kann verschlechtert sein: Sehen wie durch Nebel oder ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Andere verspüren unangenehme Lichtblitze.

Das Uhthoff-Phänomen beschreibt im ursprünglichen Sinne eine zeitweilige Verschlechterung der Sehschärfe bei körperlicher Belastung. Dabei wird durch die auftretende höhere Körpertemperatur die Funktion des vorgeschädigten Sehnervs zusätzlich beeinträchtigt. Im weiteren Sinne wird damit ebenfalls die vorübergehende Verschlechterung verschiedener neurologischer Befunde infolge einer erhöhten Körpertemperatur, z. B. bei Fieber oder Hitze, bezeichnet. Diese Verschlechterung tritt bei etwa 80 Prozent der Erkrankten auf und wird in Abgrenzung von einem echten Erkrankungsschub als Pseudoschub bezeichnet.

Muskellähmungen

Lähmungen in den Armen und Beinen, wobei auch nur eine Seite betroffen sein kann, Muskelschwäche oder eine angespannte, steife Muskulatur (Spastik) gehören zu möglichen Anzeichen. Es können einzelne Gliedmaßen wie auch eine Körperseite betroffen sein. Insbesondere die Muskelschwäche verstärkt sich durch Hitze, Anstrengung und Fieber. Sind durch die Multiple Sklerose bestimmte Hirnareale geschädigt, treten Lähmungen im Gesicht (eine sogenannte Fazialis Parese) oder Schmerzen (eine sogenannte Trigeminusneuralgie) auf.

Koordinationsstörungen

Koordinationsstörungen (Ataxie) werden die Einschränkungen genannt, bei denen das Zusammenspiel unterschiedlicher Muskelgruppen beeinträchtigt ist. Oft ist außerdem das Gleichgewichtsgefühl betroffen. Das kann sich beim Gehen, beim Treppensteigen und bei sportlichen Aktivitäten bemerkbar machen, aber auch bei Tätigkeiten mit den Händen, beim Sprechen oder Schlucken. Dies ist die Folge von Entzündungen im Bereich des Kleinhirns, das sowohl für die Koordination von Bewegungen als auch für den Gleichgewichtssinn verantwortlich ist. Störungen zeigen sich als Schwindel, Zittern (lateinisch: Tremor), z. B. bei gezielten Bewegungen, oder als Gangstörung. Für die Gangunsicherheit können Faktoren, wie Taubheitsgefühl oder Spastik eine zusätzliche Rolle spielen.

Weitere Symptome

Müdigkeit/Fatigue

Young businesswoman with tired eyes or headache isolated© s_l - Fotolia

Aus Studien ist bekannt, dass Müdigkeit (auch Fatigue) etwa 85 Prozent der Betroffenen zu schaffen macht. Für fast die Hälfte ist es das Hauptsymptom, da es deutlich die Lebensqualität verschlechtert. Die Auswirkungen zeigen sich im Beruf, im Alltag, so im Familien- und Liebesleben. Eine schlüssige Erklärung im Rahmen der Erkrankung ist nicht bekannt, aber Einflussfaktoren, die die Situation verschlechtern können. Dazu gehören höhere Körpertemperatur, bestimmte Tages- und Jahreszeit, Überanstrengung und Stadium der Krankheit.

Sprachstörungen

Schädigungen im Kleinhirn führen auch zu Sprachstörungen. Eine langsame und schleppende Artikulation, wobei einzelne Silben stoßartig, fast explosiv hervorgestoßen werden, sind Kennzeichen der Störung.

Inkontinenz

Etwa zwei Drittel der an MS Erkrankten klagen über Beschwerden in der Blasenfunktion. Während im frühen Stadium ein heftiger Harndrang, der schwer zu kontrollieren ist, dominiert, kann es später zum Harnverhalt (medizinisch: Ischurie), bei der die Entleerung der Blase eingeschränkt ist, kommen. Grund ist eine neuronale Störung in der Steuerung der Blasenfunktion.

Erektile Dysfunktion

Erektionsstörungen mit unzureichender Steifheit des Penis oder herabgesetzter Ejakulationsfähigkeit betreffen besonders junge Männer, im Alter von 20 bis 40 Jahren. Neben den direkten Folgen auf Grund der Schädigungen im Rückenmark können auch Spastik, Muskelschwäche sowie psychische Problem eine Rolle spielen.

Sonstige Symptome

Störungen des Geschmacks, bei der Darmentleerung sowie psychische Störungen können bei Multipler Sklerose auftreten.

MS und Psyche

Begleitet ist Multiple Sklerose von Stimmungsschwankungen, Antriebs-, Gefühls- und Schlaflosigkeit sowie Schwermut, als Zeichen einer Depression. Aber auch die gegenteilige Stimmung, die Euphorie mit Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und Enthemmung findet man, jedoch vorrangig bei einer fortgeschrittenen MS.

 

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